Fluoride in der Zahnmedizin
Dr. Dunja Zimmermann
„oh, nein! Ich nehme nur fluoridfreie Zahnpasten, denn ich habe gehört, Fluorid ist giftig!“
Hier muss unbedingt etwas klargestellt werden!
Vorweg: Fluor ist giftig – nicht die Fluoridverbindung aus den Zahnpasten! Im Gegenteil, viele Studien (1, 2, 3) haben belegt, wie wichtig Fluorid bei der Kariesprävention ist.
Der deutliche Rückgang der Kariesprävalenz in Deutschland wird nicht nur der allgemeinen Prophylaxe mit Zahnreinigungen zugeschrieben, sondern vor allem der Nutzung von Fluoriden zu Hause in den Zahnpasten und der Fluoridierung nach der professionellen Zahnreinigung in der Praxis.
Fluoride finden wir im Trinkwasser, Speisesalzen und in Zahnpasten, Gelen und Lacken. Dabei ist die protektive Wirkung der Fluoride im Speichel, der die Zähne umspült besonders hervorzuheben. Durch Anwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta bildet sich eine Deckschicht aus Kalziumfluoride auf dem Zahn. Angreifende Säuren können bereits in dieser Deckschicht neutralisiert werden. Denn Karies entsteht, wenn Bakterien aus der Zahnplaque mit Zucker Säuren bilden, die dann den Zahnschmelz demineralisieren. Auch werden Fluoride in den Zahnschmelz aufgenommen (4) und besonders der durch Fluoride remineralisierter Schmelz ist viel widerstandsfähiger gegen Säureattacken als nicht fluoridierter Schmelz.
Eine gute Mundhygiene gepaart mit fluoridhaltiger Zahnpasta vermag die Demineralisation des Schmelzes durch die Zahnplaque wieder zu remineralisieren und so kann Karies effektiv vorgebeugt werden – ja, sogar kariöse Initialläsionen können gestoppt und zum Teil auch repariert werden. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle welche Fluoride (z.B. Natriumfluorid oder Kalziumfluorid) den Zahnpasten zugesetzt sind, sondern die Konzentration der Fluoride und eine regelmäßige Anwendung sind dabei besonders wichtig.
Zusätzlich haben Fluoride eine bakterizide Wirkung (5). Sie können Enzyme der bakteriellen Glykose hemmen, wodurch das Wachstum und der Stoffwechsel oraler Mikroorganismen beeinträchtigt werden.
Nur bei Kleinkindern ist Vorsicht geboten: Da sollte auf die genaue Dosierung der Fluoride (Kinderzahnpasten mit entsprechend geringerem Fluoridgehalt (1000ppm) und nur höchstens erbsengroße Menge an Zahnpasta geachtet werden, um die Entstehung von Schmelzfluorosen (weißlich-bräunliche Flecken im Schmelz) zu vermeiden.
Fazit: Es bestehen keine allgemeintoxikologischen Bedenken gegenüber der lokalen Fluoridanwendung.
Literatur:
1: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2021; 64(7): 830–837. Published online 2021 Jun 11.
2: Marinho VC, Higgins JP, Sheiham A, et al. Fluoride toothpastes for preventing dental caries in children and adolescents. Cochrane Database Syst Rev. 2003
3: Jordan R, Micheelis W. Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie. Köln: Deutscher Ärzte Verlag; 2016.
4: Holler BE, Friedl KH, Jung H, et al. Fluoride uptake and distribution in enamel and dentin after application of different fluoride solutions. Clin Oral Invest. 2002;6:137–144.
5: Stößer L. Die antibakterielle Wirkung der Fluoride auf die dentale Plaque. Oralprophylaxe Kinderzahnheilkd. 2006;28:170–177.